Rotgestreifte Gelbe Schafsnasen in Tempelberg

Im neuen Gemeinderaum hält ein Spitzenpolitiker, dessen Partei-Zugehörigkeit nicht eindeutig ist, einen Vortrag. 
Nein, das kann nicht sein. Sein Honorar können und wollen wir nicht bezahlen.
Eine Krankheit, die Schafe befällt und deren Nasen verfärbt, ist in Tempelberg ausgebrochen. 
Nein, das sähe bestimmt witzig aus, stimmt aber auch nicht.

Vielmehr haben die „Rotgestreiften Gelben Schafsnasen“ mit den Riesenschildkröten und den Darwin-Finken auf der Galapagos Insel und den Kiwi in Neuseeland etwas gemeinsam.

Denn die Schafsnasen, von denen hier die Rede ist, gibt es nur in einem kleinen Gebiet. 95% der in Deutschland lebenden Individuen findet man im Landkreis Oder-Spree, weiter 4% in Märkisch-Oderland. Sie wachsen auch im Gölsdorfer Weg in Tempelberg und haben in diesem Jahr außergewöhnlich viele, außergewöhnlich schmackhafte Früchte getragen. Gemeint ist die Apfelsorte „Rotgestreifte Gelbe Schafsnase“. 

Gepflanzt wurde die Bäume im Gölsdorfer Weg um 1804; also vor mehr als 200 Jahren. Sie sind virusfrei und zumindest in diesem Jahr auch ohne Maden. Und sie schmecken! Da sich die Schafsnasen lange lagern lassen und dabei auch noch recht anspruchslos sind, wurden Äpfel dieser Sorte von den Seefahrern früherer Jahre wahrscheinlich im Kampf gegen Skorbut eingesetzt; also als Proviant mit auf „große Fahrt“ genommen. Außerdem ist die amerikanische Apfelsorte „Red Delicious“ den „Rotgestreiften Gelben Schafsnasen“ sehr ähnlich. So wird vermutet, dass Reiser der „Rotgestreiften Gelben Schafsnase“ bei der Besiedlung Amerikas mitgenommen wurden.

Ich liebe den Gölsdorfer Weg. Er strahlt Ruhe und Frieden aus, lädt zum Träumen ein, und erzählt irgendwie von einer vergangene Zeit, die in diesen Bäumen weiterlebt. Ich denke, dass diese Apfelsorte es Wert ist, erhalten zu werden. Vielleicht gelingt es ja einige Bäume dieser Sorte im Ortskern von Tempelberg zu pflanzen und so ein kleines Stück Geschichte  und Kultur zu bewahren. 

Ich bedanke mich für die Informationen zu den „Rotgestreiften Gelben Schafsnasen“ bei Herrn Dr. H. Schwärzel (ZALF Müncheberg).

Wer sich etwas genauer über die Geschichte unseres Ortes informieren möchte, wird sicher in unserer Ortschronik (geschrieben von Frau Dr. Fielauf) fündig. Die Zeit, in der die Apfelbäume gepflanzt wurden, wird in Teil 7 (erscheint demnächst) beschrieben.

Text und Fotos: Thorsten Linde